
Exzentrik ist sein Markenzeichen: Wenn Cameron Carpenter mit Muskelshirt und Glitzerhosen die Bühne betritt, hält man ihn wohl eher für einen DJ oder Popstar. Cameron Carpenter ist auch ein Popstar: Der wohl beste Organist unserer Zeit. Wer diesen Ausnahmemusiker einmal gehört hat, der weiß, dass er die Orgel nicht nur als sakrales, sondern auch als weltliches Instrument auffasst und damit die Welt der traditionellen Orgel auf den Kopf gestellt hat. Bereits mit elf Jahren beeindruckt Carpenter mit einer vollständigen Aufführung von Bachs „Wohltemperiertem Klavier“, kein Wunder also, dass ein Studium an der renommierten Juilliard School in New York folgt. Der aus Pennsylvania stammende Musiker beherrscht nicht nur die klassische Orgelliteratur in Perfektion, sondern arrangiert auch Klavier- und Orchestermusik. Mit seinen Orgelfassungen stellt er die Grenzen der traditionellen Spielweise in Frage. Auch mit seiner Technik sticht Carpenter aus der Masse hervor: Beeindruckend schnell lässt er Hände und Füße über Tastatur und Manuale fliegen, wechselt spielerisch zwischen den Registern und zieht trotz aller Virtuosität mit seiner unbändigen Spielfreude die Zuhörer in den Bann. Eine absolute Neuheit für die Orgel ist außerdem, dass Carpenter bei jedem Konzert auf seinem eigenen Orgelbock turnt. Was für fast alle anderen Musiker ein Selbstverständlichkeit ist, ist für Organisten meist ein Problem: Nach eigenen Plänen fertigten die Pioniere des Orgelbaus ein Instrument, mit dem er an jedem erdenklichen Ort der Welt musizieren kann. Die aberwitzigen Akkordrepetitionen und virtuosen Läufe vereinen sich zu einem unendlich bunten Klangfeuerwerk. Cameron Carpenter führt den Zuhörern wahrlich vor Augen, wo die Grenzen dieses ohnehin schon gewaltigen Instruments liegen. Als erster Organist überhaupt wurde er für sein Album „Revolutionary“ für einen Grammy nominiert.
Source: Reservix